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Mit der steigenden Lebenserwartung wächst auch die Nachfrage nach Pflegeeinrichtungen. Da der Bau von Pflegeheimen, höhere Rendite verspricht, im Vergleich zu denen in regulären Sektoren, wittern einige Investoren laut Ian Church die Chance zur Diversifizierung.

Der Bau von Senioren- und Pflegeeinrichtungen zählt in ganz Europa zu den am schnellsten wachsenden Bereichen des Immobilienmarkts. Experten gehen davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren in einigen der reiferen Märkte der EU die Nachfrage nach Senioren- und Pflegeeinrichtungen um über 60 % zunehmen wird.

Mit der fortschreitenden medizinischen Entwicklung steigen unsere Lebenserwartung und unsere Lebensqualität. Die sich daraus ergebende wachsende Nachfrage nach Pflegeheimen bleibt ungebrochen hoch, denn je länger der Lebensabend, umso länger die Zeit, in der ältere Menschen irgendeine Form der Unterstützung oder Pflege benötigen.

Die vielfältigen Ertragsströme und die relativ niedrigen Einstiegsbarrieren in Verbindung mit der Tatsache, dass die meisten europäischen Länder nur unzureichend und nicht nachhaltig in die öffentliche Hand investieren bzw. Mittel bestenfalls in die Primärversorgung lenken, machen diese Anlageform zunehmend attraktiv für Immobilieninvestoren.

Aber die Anlageform ist nicht unumstritten und insbesondere in den eher reiferen Märkten macht sich zunehmend ein gewisses Unbehagen breit. Dieses Unbehagen betrifft Bemühungen, langfristig ein bezahlbares Angebot zu erhalten und zu fördern, die Sicherheit und Nachhaltigkeit der Unterbringung und die Aufrechterhaltung des Qualitätsniveaus von Räumlichkeiten und Pflege. Für eher traditionelle Bauträger, die eine Diversifizierung weg von den Gewerbeimmobilien versuchen, sind dies alles andere als Standardanforderungen. In anderen Worten: Der Bereich zieht in erster Linie spezialisierte und erfahrene Bauträger und Anleger an, die sicherstellen können, dass die Produkte langfristige, problemlose Renditen bieten.

 

Weltweite Trends
Zwar sind die regulatorischen Rahmenbedingungen in diesem Bereich normalerweise von Land zu Land verschieden, aber bei der Erarbeitung der Gesetzgebung stehen dennoch die betrieblichen und physischen Notwendigkeiten im Mittelpunkt. Dazu zählen Punkte wie der Mindestraumbedarf und die Notwendigkeit von Räumen mit eigenem Bad sowie die Bereitstellung von Gemeinschaftsräumen und Räumen, die der demografischen Mischung entsprechen. Während solche Anforderungen bei Neubauprojekten leicht zu verwirklichen sind, können die Umbaukosten bei bestehenden Projekten im schlimmsten Fall die Schließung der Einrichtung bedeuten.

 

Der Versorgungsgrad und das Versorgungsniveau im Bereich der Pflegeeinrichtungen variieren in Europa stark mit zum Teil sehr interessanten Unterschieden.

• Die Zahl der privaten Pflegeeinrichtungen ist in den letzten zehn Jahren beträchtlich gestiegen. In Rumänien, der Slowakei und Slowenien hat sie sich sogar verdoppelt.
• Im gleichen Zeitraum wird bei den öffentlichen Pflegeeinrichtungen ein Rückgang bzw. ein langsameres Wachstum verzeichnet. Ausnahmen von dieser Entwicklung bilden Malta und Spanien. Dort wächst die Zahl der öffentlichen Pflegeeinrichtungen schneller als die der privaten Pflegeeinrichtungen.
• Weniger als ein Viertel aller Pflegeeinrichtungen in Deutschland, Griechenland, Großbritannien (Schottland), Irland und Italien werden von der öffentlichen Hand betrieben.
• In den skandinavischen Ländern sowie in Mittel- und Osteuropa (ausgenommen Kroatien, Litauen und Rumänien) werden mehr als die Hälfte der Einrichtungen von öffentlichen Trägern betrieben.

Paradigmenwechsel

Neben der fortschreitenden Entwicklung des Pflegeheimsektors gibt es in den meisten reifen europäischen Ländern eine weitere Option, die es Senioren ermöglicht, „zuhause alt zu werden“ und betagte Menschen ermutigt, so lange wie möglich selbstbestimmt zu leben – das Konzept des „betreuten Wohnens“. Unter betreutem Wohnen versteht man für spezielle Bedürfnisse gebaute, eigene Wohnungen mit je nach Abhängigkeiten und Anforderungen angeschlossenen Service- oder Pflegeleistungen. So können ältere Menschen in ihren eigenen vier Wänden selbstbestimmt leben und dabei auf diverse zusätzliche Leistungen zugreifen, für die sie je nach Bedarf im Laufe der Zeit oder auch kurzfristig, z. B. nach einer Operation, bezahlen können.

 

Ein Boom bei den privaten Pflegeeinrichtungen

The In den meisten Ländern zeichnet sich folgende natürliche Entwicklung ab: Familiengeführte Pflegeeinrichtungen in Gebäuden, die in erster Linie als Wohnhaus dienen, oder in umgebauten Unterkünften werden zu Einrichtungen der neuen Generation umgebaut, die besser an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst sind. Diese Entwicklung ergibt sich ganz natürlich aus der Reife und Größe des Markts und in einigen Fällen aus längerfristigen Vereinbarungen mit den lokalen Behörden. Alle diese Faktoren stärken das Vertrauen in diesen Bereich und fördern damit neue Investitionen. Abhängig vom Grad der medizinischen Versorgung und der Abhängigkeit der Senioren, steigt damit in den meisten Ländern die durchschnittliche Größe der Pflegeheime. So lassen sich höhere Renditen erzielen und Investitionen in bessere Gemeinschaftseinrichtungen (zur Ertragssteigerung) rechtfertigen.

Aufgrund des anhaltenden, von einer konstanten Nachfrage getriebenen Wachstums im Bereich der privaten Pflegeeinrichtungen erkennen immer mehr Bauträger und Investoren, dass der Bereich eine erstklassige Chance zur Diversifizierung und bessere Renditen bietet. Diese lassen sich auf dem zunehmend gesättigten Markt der Gewerbeimmobilien oder Studentenunterkünfte sowohl hinsichtlich der Erträge als auch der Wertsteigerung nur schwer konstant erreichen.

Der Bereich ist zwar alles andere als traditionell, aber die nachhaltigen Ertragsströme und die überdurchschnittlichen Renditen mit ihrem Wachstumspotenzial machen ihn zunehmend attraktiv. Dies gilt insbesondere für Einrichtungen, die von kompetenten Betreibern geführt werden und bezahlbare Mietpreise bieten und somit langfristig für alle Beteiligten attraktiv sind. Aufgrund der demografischen Entwicklung, die in den meisten europäischen Ländern ähnlich verläuft, sind Pflegeeinrichtungen weit weniger anfällig für starke konjunkturelle Schwankungen oder auch disruptive Technologien.