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Nachdem die Baukosten in der ersten Hälfte des Jahrzehnts überwiegend gestiegen waren, ließ sich ab 2008 eine Trendwende beobachten. Auch wenn die Korrekturbewegung in den meisten EU-Mitgliedstaaten moderat ausfiel, kam es in einigen Ländern aufgrund der Finanzkrise zu einem deutlicheren Rückgang. Insgesamt erreichten die Baukosten erst Ende 2011, nach einer dreijährigen Phase der sinkenden bzw. stagnierenden Preise, wieder ihr Vorkrisenniveau. Seitdem ist EU-weit ein langsamer, aber stetiger Kostenanstieg zu verzeichnen.

EU 28 Jährliche Produktion im Baugewerbe


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Trotz einer insgesamt vergleichbaren Kostenentwicklung in den vergangenen Jahren, zeigt sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU eine gewisse Varianz, die den unterschiedlichen Grad der wirtschaftlichen Erholung, Entwicklung und Marktreife widerspiegelt. Die Unterschiede sind auch Ausdruck der Wucht mit der die einzelnen Länder von der Finanzkrise getroffen wurden und werden beeinflusst von weiteren Faktoren, wie dem „neuen Europa“ und der Entwicklung der EU-Nachbarstaaten.

Im Gefolge der jüngsten Weltfinanzkrise kam es in nahezu allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu einer drastischen Verringerung der Bautätigkeit. Politische Turbulenzen und wirtschaftliche Unsicherheiten in der EU verstärkten diese Entwicklung in den Folgejahren. Währungsschwäche bzw. ungünstige Wechselkurse führten dazu, dass einige Nicht-EU-Staaten in höherem Maße betroffen waren.

Innerhalb der EU zeigt die Entwicklung des Bausektors seit 2007 ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Während die Bauproduktion in einigen südeuropäischen Mitgliedstaaten mit einem Minus von rund 50 Prozent regelrecht kollabierte, konnte sie in manchen nordeuropäischen EU-Ländern sogar zulegen. Zu den Spitzenreitern gehört seit 2007 Polen, gestützt auf einen florierenden Markt für Gewerbe- und Wohnimmobilien sowie Infrastrukturvorhaben. Trotz einiger Unsicherheiten hinsichtlich der politischen Entwicklung und in gewissem Umfang auch der Währungsstabilität, dürfte dieser Trend weiter anhalten.

Grundsätzlich befanden sich alle Bausektoren in einer Rückwärtsbewegung, die bis zum Tiefpunkt Anfang 2013 anhielt, als die Bauproduktion etwa um 25 Prozent unter dem Spitzenwert von 2008 lag. Erst Mitte 2013 bis einschließlich 2014 stieg das Vertrauen und damit einhergehend auch die Bautätigkeit wieder an.

Auch wenn sich diese Erholung im Jahr 2015 nicht in gleichem Maße fortsetzen konnte, war insbesondere in den EU-Staaten eine im Wesentlichen stabile Entwicklung zu verzeichnen.
Infolge des steigenden Euro-Kurses konnten die reiferen europäischen Märkte für Gewerbeimmobilien ihre Attraktivität behaupten und seit nunmehr neun Quartalen in Folge zulegen. Dabei wurde das signifikante Wachstum in Großbritannien von der Eurozone nicht nachvollzogen, wo überwiegend gleichbleibende Level zu beobachten sind.

Wechselkursschwankungen haben allerdings immer noch erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtkosten von Bauvorhaben; dies gilt insbesondere für die Märkte im östlichen Bereich der Eurozone, die in beträchtlichem Umfang Fertiggüter importieren.

Angesichts der Eintrübung des globalen Wirtschaftshorizonts dürften positive Maßnahmen, wie der 300 Mrd. EUR umfassende Infrastruktur-Investitionsplan von EU-Kommissionspräsident Juncker, und anhaltende Investitionen seitens europäischer und US-amerikanischer Fonds entscheidend dazu beitragen, dass die Bauproduktion in der EU auch in den kommenden drei Jahren stabil bleibt. Die Zukunft wird zeigen, ob Regierungen vermehrt auf Bau- und Infrastrukturprojekte als Hebel für die weitere Belebung ihrer Volkswirtschaften setzen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass das extrem niedrige Zinsniveau und die langfristige Wirksamkeit einer ultralockeren Geldpolitik zunehmend kritischer gesehen werden.

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