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Laut dem Architekten Paul Cordogan blickt der europäische Markt für studentisches Wohnen einer viel versprechenden Zukunft entgegen.

Aufgrund der Volatilität des Marktes und der Unsicherheiten in der internationalen Politik, die eine schnelle Erholung der europäischen Wirtschaft verlangsamen könnten, haben sich einige Investoren zur Expansion und Diversifikation ihres Anlageportfolios anderen, aufstrebenden Sektoren zugewandt.

Der Markt für studentischen Wohnraum bietet selbst in dem trägen wirtschaftlichen Umfeld nach der Rezession weiterhin solide Erträge und ist damit eine attraktive Alternative. Seit 2012 verzeichnet der Markt für Studentenunterkünfte daher beträchtliches Wachstum und hat sich von einer modischen Nischeninvestition zu einer reifen und robusten Anlageklasse entwickelt.

Angebot und Nachfrage

Der größte und am besten entwickelte Markt für studentisches Wohnen findet sich nach wie vor in den USA. Aber Europa und insbesondere Großbritannien haben in jüngster Zeit aufgeholt und im Bereich der speziell für Studenten gebauten Unterkünfte enormes Wachstum verzeichnet. Diese Entwicklung ist teilweise auf das derzeit knappe Angebot an günstigen und attraktiven Mietunterkünften für Studierende in Universitätsstädten zurückzuführen.

Obwohl Großbritannien am stärksten auf die Nachfrage in diesem Sektor reagiert, ist das Angebot dennoch nach wie vor relativ gering. In Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zeichnen sich erste Aktivitäten ab, aber die Länder hinken noch weiter hinterher. In Spanien und Italien lässt sich bislang keine größere Reaktion auf die Nachfrage nach studentischen Wohnunterkünften  feststellen, in diesen Ländern ist das Angebot am geringsten.

Studieren im Ausland und Kosten

Neben den steigenden Immatrikulationszahlen im eigenen Land bewegt die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Universitäten hinsichtlich der Qualität der Lehre und der im Vergleich zu den USA niedrigen Studiengebühren viele ausländische Studierende dazu, ihre akademische Ausbildung hier bei uns in Europa zu absolvieren. Durch die aufkeimende Mittelklasse in China und Indien und den kontinuierlichen Zustrom wohlhabender Studierender aus dem Nahen Osten und aus Nordund Südamerika können sich Bauträger auf erstklassige Assets konzentrieren, die für Mieter ausgelegt sind, die hinsichtlich Lage, Unterbringung und Annehmlichkeiten höchste Ansprüche haben.

Da inzwischen immer mehr Studiengänge auf Englisch unterrichtet werden, und die Generation Y zunehmend global denkt, zeichnet sich nicht ab, dass sich der Trend, dass Studenten aus Übersee für ihre akademische Ausbildung nach Europa kommen, abschwächen wird.

Erste institutionelle Anleger

Das Wachstum des Markts für studentisches Wohnen begann infolge der starken Nachfrage mit kleinen, opportunistischen Projekten. Diese von kleineren Investoren durchgeführten Projekte bestanden nur aus einem Asset. In der Regel wurde die Studentenunterkunft nach Fertigstellung auch von dem Investor betrieben. Die Tatsache, dass diese Investoren trotz Rezession früh Erfolge verbuchten, erweckte das institutionelle Interesse an Portfolio-Möglichkeiten in diesem Bereich. Diese Portfolios und das Aufkommen der zugehörigen Real Estate Investment Trusts (REITs) sind ein Zeichen für die zunehmende Reife des Sektors.

Große Abschlüsse und starkes Wachstum

Die Ankunft der institutionellen Investoren auf dem Markt für studentisches Wohnen signalisiert nicht nur, dass der Markt inzwischen allgemein anerkannt ist, sondern erleichtert auch zusätzliches Wachstum, da die REITs den Markt für Investoren aus aller Welt öffnen. So wurde 2015 in diesem Bereich bei den Investitionen aus Übersee ein signifikanter Anstieg verzeichnet. Die Spitze bildete ein Abschluss über 1,3 Milliarden Euro seitens eines kanadischen Pensionsfonds.

Obwohl diese außerordentlich erfolgreichen Investitionen, wie die des Canada Pension Plan Investment Board, nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel sind, zeichnet sich ein wachsender Trend für internationale Investitionen ab, der sich auch 2017 fortzusetzen scheint.

Kontinentaleuropa im Blickfeld der Investoren

Durch den Kapitalzufluss von institutionellen Anlegern und dem daraufhin eintretenden progressiven Wachstum des Sektors für studentisches Wohnen in Großbritannien erreicht der Markt dort eine gewisse Reife und nähert sich der Sättigung. Die Investoren nutzen daher die in Großbritannien gewonnenen Erfahrungen und blicken auf Kontinentaleuropa als Neuland für ihre Investitionen.

Die Marktwahrnehmung ist, dass der Markt für Studentenunterkünfte in Kontinentaleuropa, was die Bereitstellung und Qualität der Unterkünfte betrifft, dem Markt in Großbritannien mindestens 10 Jahre hinterher hinkt. Gleichzeitig bietet die relativ schwache Pipeline wichtige Entwicklungs- und Investitionsmöglichkeiten. Auf dem Markt für Studentenunterkünfte in Kontinentaleuropa zeigen sich die gleichen Treiber der Nachfrage und die gleiche Knappheit des Angebots, auf die die reiferen Märkte bereits reagiert haben. Mit kultureller Vielfalt, dem Angebot von Studiengängen in verschiedenen Sprachen und wettbewerbsfähigen Studienkosten zieht Kontinentaleuropa eine große Zahl an Studierenden aus Übersee an, die die Nachfrage weiter verstärken werden. Der europäische Markt für studentisches Wohnen blickt einer äußerst viel versprechenden Zukunft entgegen.

Planung und Zukunft

Mit der steigenden Zahl an Unterkünften, die speziell für Studierende gebaut werden, sehen sich Planer und Bauunternehmen verschiedenen Herausforderungen gegenüber, die sie meistern müssen, um Investoren auch künftig gute Renditen bieten zu können. Die gestaffelte Produktqualität wird hier, ähnlich wie auf dem Hotel- und Gaststättenmarkt, zu einem wichtigen Treiber der Investitionserträge. Wettbewerb und Marktsättigung entwickeln sich aufgrund des Marktwachstums unausweichlich zu primären Hindernissen. Die hohen Grundstückspreise in den Großstädten sorgen außerdem dafür, dass neue studentische Unterkünfte auch weiterhin extrem kostspielig sein werden. Wollen die Planer die Wirtschaftlichkeit künftiger Projekte verbessern, so müssen sie die Effizienz maximieren. Durch Konzentration auf bestimmte Planungsaspekte, wie z. B. Zimmer, die sich Küche und andere Gemeinschaftsräume teilen, anstatt Appartements, kleinere Zimmergrößen und bessere Nutzung von Gemeinschaftsräumen lassen sich die Renditen der Investitionen steigern. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Planer flexible Wohnräume schaffen, die für studentische Unterkünfte aber auch als Mietwohnungen am freien Markt genutzt werden können und damit den Investoren ein besseres Risikomanagement ermöglichen.

Die Mentalität der Millennials

Die Ausprägung des demographischen Wandels ist eine wichtige Variable, die häufig übersehen und meist unterschätzt wird. Die Planung für Studierende der Generation Y, die sogenannten Millennials, erfordert Intuition und ein genaues Verstehen der neuralgischen Punkte, die den Wert eines Projekts beträchtlich steigern können, ohne sich auf die Gesamtkosten auszuwirken und so letztendlich die Erträge verbessern.

Für die potenziellen Mieter der Studentenunterkünfte von heute ist Teilhabe wichtiger als Besitz. In anderen Worten, sie legen mehr Wert auf Annehmlichkeiten, Design, Technik und Lage als auf die traditionell akzeptierten Standards hinsichtlich Intim- und Privatsphäre. Hier sorgt gute Planung letztendlich für höhere Erträge.

Aufgrund des beträchtlichen Wachstums auf dem Markt für studentisches Wohnen in Großbritannien und jetzt auch im übrigen Europa, entwickelt sich dieser Bereich in ein anerkanntes institutionelles Produkt. Die selbst in hoch entwickelten Märkten auch weiterhin bestehende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bietet vor allem in Kontinentaleuropa wichtige Entwicklungsmöglichkeiten und somit auch Anlagechancen. Die Kombination aus maßgeschneiderten Investitionen und innovativem Design wird in den nächsten Jahren für langfristige Wirtschaftlichkeit und anhaltenden Erfolg sorgen.